Ute Zeißler, Fachstelle ÄlterWerden im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein

Gehspräche

Ein Kulturangebot im Freien oder auch als eine andere Form des Seniorennachmittags

Mit Gedichten und Texten im Gehspräch durch den Park

Foto: Rike, pixelio.de

1. Gehspräche als Kulturangebot im Freien:

„Mit Rilkegedichten durch den Botanischen Garten“ oder „Mit Dorothee Sölle abends im Park“

Wir beginnen mit einem kleinen biografischen Input über den/die Autor*in am Ausgangspunkt, z.B. am Parkeingang oder einem anderen markanten Ort. Es folgt eine kurze Vorstellung der Mitläufer*innen, bevor sich diese in Zweiergruppen aufteilen. Sie bekommen ein Gedicht oder kurze Texte – erst vorgetragen, dann als Ausdruck. Wenige offene Fragen laden zum Gehspräch ein. Die Paare wandeln gemeinsam durch die Natur und kommen darüber oder über Passagen, an denen sie hängen geblieben sind, ins Gespräch. Wichtig: Vorkenntnisse sind nicht erforderlich!

Nach einer Etappe von ca. 15 - 20 Minuten sammelt sich die Gruppe an einem vorher verabredeten Treffpunkt. Hier bekommen sie entweder ein neues Gedicht mit neuen Fragen oder auch eine neue Frage zum gleichen Text. Vor dem erneuten Start empfiehlt es sich, das Gedicht ebenfalls vorzutragen. Dann ein kurzer Moment des Innehaltens in Stille, um sich auf die neuen Worte einzustellen. Nun wechseln die Gesprächspartner*innen und man setzt den Weg im Gehspräch bis zum nächsten Haltepunkt fort. Wie viele Gedichte zum Einsatz kommen, hängt von der Länge und Dichte ab. Von einem Gedicht, mit dem man sich Stunden mit immer neuen Fragen beschäftigt und wechselnden Duos oder mit mehreren Texten und ohne Partner*innentausch: Alles ist möglich. Am Ende gibt es einen Abschlusstext, ein „Wort auf den Weg“, ggf. ein Gebet und einen Segen. Auch dies ist den Veranstalter*innen überlassen. Schön ist eine gestaltete Mappe, in der die Teilnehmenden ihre Gedichte nach Hause tragen können. Aber auch dies ist kein Muss.

  • Es empfiehlt sich eine Zeitdauer von ca. 2 Stunden und 6 - 10 Teilnehmer*innen.
  • Als Orte eignen sich Parks, kleine Grünanlagen oder auch Wäldchen genauso wie Flussufer oder Friedhöfe. Schön ist es, wenn es zwischendurch Sitzmöglichkeiten gibt.
  • Ist die Grünanlage nur klein, dreht man einfach mehrere Runden.
  • Bei längeren Gesprächen empfiehlt sich eine Toilette in der Nähe.
  • Ein Plan des Geländes erleichtert das Finden der Treffpunkte.
  • Erfahrungsgemäß sind die Paare oft so ins Gehspräch vertieft, dass sie die Gruppe aus den Augen verlieren.
  • Es hat sich bewährt, das Angebot nicht alleine durchzuführen. Eine Begleitung am Ende der Gruppe, die sich ggf. um Wespenstiche o.ä. kümmern kann, ist hilfreich.

 

2. Gehspräche als andere Form des Seniorenkreises: : Lockere Runde statt Kreis

Das o.a. Angebot eignet sich auch hervorragend als Alternative zum Seniorenkreis im Haus. In geschlossenen Räumen ist die Ansteckungsgefahr größer, deswegen ist ein Treffen im Freien viel unproblematischer.

Voraussetzungen:

  • Das Gelände muss den Seniorenkreisleitungen gut bekannt sein. Die Wege sollten auch mit Rollator oder Rollstuhl gut zu begehen und zu erreichen sein. Er darf nicht zu lang sein. Auch hier: Lieber eine Runde zweimal laufen. Bänke und Schattenplätze sind von Vorteil. Sollte es keine öffentlichen Toiletten geben, sollte das Gehspräch  nicht länger als eine Dreiviertelstunde dauern.
  • Es empfiehlt sich 0,2-Literflaschen Wasser für alle Beteiligen dabei zu haben. Reden macht durstig, ggf. auch selbstgebastelte Sonnenhüte. J
  • Die Teilnehmer*innen kennen sich in der Regel, so dass eine Vorstellungsrunde nicht nötig ist.
  • Es sollte ein Thema gewählt werden, das keine lange Einführung benötigt. Es eignen sich alle Arten von jahreszeitlichen/biografischen Impulsen: Der Sommer meiner Kindheit. Mit den Eltern spazieren gehen – gab es so etwas früher überhaupt? Wie hat sich der Stadtteil verändert – wie sah es hier früher aus? Habe ich einen grünen Lieblingsort? Hatte ich früher Zeit zum Spazierengehen usw. Natürlich können auch bei dieser Variante Gedichte oder Bibelstellen (z.B. Psalmenworte) zum Einsatz kommen.
  • Der Abschluss sollte dem ähneln, der auch beim Seniorenkreis praktiziert wird. Das vermittelt etwas Vertrautes – nur an einem anderen Ort.

 

im Geh-spräch in Bewegung und im Seniorenkreis am festen Platz sitzen

Grafiken: Ute Zeißler

Weitere Infos bei:

Ulrike Dorner, Pilgerbeauftragte, Telefon 040 558220151

Ute Zeißler, Fachstelle ÄlterWerden im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein, Telefon 040 558228155