
Mut zum Hochseilakt: eine digitale Schreibwerkstatt
Umstellung einer Schreibwerkstatt für Ältere vom Seminar vor Ort über eine Telefonkonferenz hin zur Videokonferenz

Foto: Jan Simonsen
Pastor Jan Simonsen aus Hamburg gibt Anteil an seinen Erfahrungen, wie es ihm gelungen ist, nicht nur das Format zu wechseln, sondern auch die Teilnehmenden, die im Alter zwischen 75 und 85 Jahren sind, in die neuen Veranstaltungsformate Telefon- und Videokonferenz einzuführen und mitzunehmen.
Autobiografisches Schreiben stärkt die psychische Widerstandskraft
Seit 2018 treffen sich 12 Teilnehmende im Alter zwischen 75 und 85 Jahren vierzehntägig zu einer dreistündigen autobiografischen Schreibwerkstatt in der Region Wandsbek-Tonndorf unter der Leitung von Pastor Jan Simonsen. Seines Erachtens ist autobiografisches Schreiben in der Gruppe eine wunderbare Seelsorge-Werkstatt, die auf vielen Ebenen zur Resilienz beiträgt. Wie wichtig Resilienz, die psychische Widerstandskraft, um schwierige Situationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen, gerade jetzt in Zeiten von Corona ist – das kann man ahnen!
Online-Schreibwerkstatt mit Menschen im höheren Alter
Jan Simonsen überlegte, wie die Gruppe trotz der Kontaktbeschränkungen auch weiterhin ihrer gemeinsamen Leidenschaft des Schreibens nachgehen und Kraft daraus ziehen könnte. Könnte er vielleicht das Wagnis eingehen, die älteren Teilnehmenden zu einer Online-Schreibwerkstatt einzuladen? Und wenn ja, wie müsste er den gewohnten Ablauf dem neuen Medium und der ganz anderen Gruppensituation anpassen?
Das Wagnis eingehen: Von der Telefonkonferenz zur Videokonferenz mit Probetraining
Er ging das Wagnis ein, vereinfachte den Ablauf und begann mit einer Telefonkonferenz. Welche Anforderungen das sowohl an die Teilnehmenden gestellt hat, als auch an ihn, den Moderator, ist in seinem ausführlichen Bericht nachzulesen. Wann redet wer und wie unterscheidet man, besonders auch mit der Hörfähigkeit des Alters, die unterschiedlichen Stimmen? Während der Schreibphasen wurde das Telefon zur Seite gelegt und der Bleistift in die Hand genommen. Die Teilnehmenden haben sich darauf eingelassen und waren am Ende glücklich und sehr zufrieden, endlich wieder miteinander in der Schreibwerkstatt verbunden gewesen zu sein.
Aber noch mehr: Sie stimmten mehrheitlich dem gesteigerten Plan zu, sich beim nächsten Mal zu einer Videokonferenz zusammenzufinden. Einige hatten über ihre Kinder und Enkel schon Berührungspunkte und Erfahrungen mit diesem Medium. Jan Simonsen ließ die Teilnehmenden damit auch nicht alleine, denn es gab sicherlich einige, die überfordert hätten sein können. In einem 1:1-Training führte er Probe-Videokonferenzen durch, was anspruchsvoll war und auch nicht immer auf Anhieb geklappt hat.
Doch dann waren Zweidrittel der Teilnehmenden an Bord, die anderen schalteten sich über Telefon dazu. Nur einer Person fehlten die technischen Voraussetzungen.
Fazit: Alt, aber nicht von gestern…
Auch für Pastor Jan Simonsen war die Transformation einer Gruppenarbeit in ein technisches Medium Neuland. Sein Fazit: Die technisch unterstützten Konferenzen sind mit einigen Nachteilen behaftet. Aber sie sind dennoch in der Lage, ein echtes Gruppen-Erlebnis zu erzeugen und es macht den Älteren Spaß, sich ein Medium der Jüngeren zu erobern und wieder einmal unter Beweis zu stellen, dass sie zwar alt, aber nicht von gestern sind.
Der ausführliche Bericht von Jan Simonsen steht im Download zur Verfügung.
Kontakt: Jan Simonsen, Seelsorge im Alter, E-Mail: j.simonsen(at)gmx.de