Überraschungsrunde
Ein kleinformatiges Angebot mit wenigen Menschen im Freien für 1 oder 1,5 Stunden
Nach der Überraschungstüte an der Haustür gibt es nun eine Überraschungsrunde mit geladenen Gästen auf der Terrasse des Gemeindehauses. „Darf ich Sie auf meine Gästeliste schreiben?“ Der Andrang ist groß!
Petra Müller von der Fachstelle Ältere im Gespräch mit Ilse-Heidrun Hans, Leiterin der Seniorenarbeit in der Kirchengemeinde Sasel in Hamburg.
Petra Müller: Frau Hans, Sie haben einfach immer tolle Projektideen. Kürzlich habe ich von Ihrer „Überraschungsrunde“ gehört. Was verbirgt sich hinter diesem Veranstaltungsformat?
Ilse-Heidrun Hans: Nach den Lockerungen und der Aufhebung der Kontaktbeschränkungen spürte ich bei den Älteren in der Kirchengemeinde ein ganz großes Bedürfnis sich wieder zu treffen. Ich überlegte, wie und in welcher Form ich das unter Einhaltung aller Abstands- und Hygienemaßnahmen ermöglichen kann. Mir schwebte ein kleinformatiges Angebot mit wenigen Menschen im Freien vor, vormittags für 1 oder 1,5 Stunden. Aus dieser Idee sind dann die „Überraschungsrunden“ geboren, zu denen sich ältere Menschen einladen lassen können.
Petra Müller: Das klingt ja spannend! Wie kann ich das verstehen – dieses sich Einladen-lassen-können? Normalerweise wird man ja eingeladen?
Ilse-Heidrun Hans: Ich habe im Gemeindebrief die „Überraschungsrunde“ angekündigt und von der Veranstaltungsidee berichtet. Am Schluss habe ich die Frage „Darf ich Sie auf meine Gästeliste setzen?“ gestellt. Wer eingeladen werden möchte, kann sich bei mir telefonisch melden.
Petra Müller: Haben sich die Menschen getraut, Sie anzurufen? Wie war der Zuspruch?
Ilse-Heidrun Hans: Ja, sie haben mich wirklich angerufen. Manche hatten es im Gemeindeblatt gelesen, aber viel lief auch über Mund-zu-Mund-Propaganda. Die Gästeliste wurde lang und immer länger. Es fühlen sich auch Menschen angesprochen, die sonst nicht zu unseren Veranstaltungen kommen.
Petra Müller: Jetzt muss ich nachfragen: Wie machen Sie das dann mit der Gästeliste? Die Interessierten melden sich an – und wie geht das dann weiter?
Ilse-Heidrun Hans: Ich stelle anhand der Gästeliste Gesprächsrunden zusammen. Ich schaue mir die Liste an und lade von dieser Liste 3 Personen zum nächsten Treffen ein. Manchmal ist es eine vertraute Runde, das heißt, die Personen kennen sich. Gerne stelle ich aber Runden mit Menschen zusammen, die sich nicht gut oder gar nicht kennen. So können die einzelnen auch neue Menschen kennenlernen. Für die Eingeladenen ist das Überraschende, dass sie nicht wissen, wer zusammen mit ihnen eingeladen ist. Daher der Name „Überraschungsrunde.“
Petra Müller: Wie laufen diese Überraschungsrunden ab?
Ilse-Heidrun Hans: Ich warte freudig und gespannt auf meine Gäste! Herzlich willkommen! Mit Abstand sitzen wir auf der Terrasse des Gemeindehauses. Ich begrüße und stelle einander kurz vor, wer jetzt hier zusammengekommen ist. Das Weitere ergibt sich. Gesprächsthema ist vorrangig das, was die Eingeladenen mitbringen. Das greife ich auf, ich moderiere das Gespräch und achte vor allem darauf, dass jeder und jede Redezeit bekommt. Aber ich habe auch Gesprächsimpulse „in der Tasche“. Fragen wie z.B. welchen Bezug man zum Stadtteil hat oder was ihnen in der Coronazeit geholfen hat oder worauf man sich in Zukunft freut. Es ergibt sich immer ein Gespräch. Es wird oft persönlich – sicherlich bedingt durch die kleine Runde. Und am Schluss gibt´s einen schönen Segen mit auf den Weg.
Petra Müller: Die Menschen wollen doch bestimmt wiederkommen. Ist das möglich?
Ilse-Heidrun Hans: Erst einmal „arbeite“ ich die Gästeliste ab. Bisher hatte ich 12 Überraschungsrunden mit 36 Gästen. Natürlich wollen einige gerne wiederkommen. Aber das wäre ein anderes Format als die „Überraschungsrunde“. Aber ich rege immer wieder an, dass die Personen, die auf überraschende Weise zusammengekommen sind, sich eigenständig verabreden. So können sie neue Kontakte im Stadtteil knüpfen. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt, den diese „Überraschungsrunden“ erfüllen.
Petra Müller: Ich bin gespannt, welche Projekte sie noch so auf den Weg bringen und freue mich, davon zu hören. Alles Gute für Sie und Ihre Arbeit und eine behütete Zeit! Herzlichen Dank für das Gespräch!
Diakonin Ilse-Heidrun Hans, Leiterin der Seniorenarbeit in der Kirchengemeinde Sasel in Hamburg
Kontakt: i.hans(at)kirche-sasel.de