Übergang in die Nacherwerbszeit
Der Eintritt in den Ruhestand ist für die meisten Menschen ein Einschnitt im Leben. Es ist sinnvoll, den Übergang von der Erwerbszeit in die nachberufliche Zeit bewusst zu vollziehen und zu gestalten.
Der Ausstieg aus dem Beruf
Der Ausstieg aus dem Beruf kann sehr unterschiedlich sein. Die einen gehen zum gesetzlich vorgeschriebenen Zeitpunkt in Rente, andere entschließen sich, den Zeitpunkt früher zu wählen, sei es, dass sie Abschläge in Kauf nehmen oder ein Altersteilzeitmodell wählen. Wiederum andere werden vom Arbeitgeber frühzeitig hinausgedrängt, stehen unvorbereitet auf der Straße oder kommen aus der Langzeitarbeitslosigkeit – oder müssen krankheitsbedingt frühzeitig in Rente gehen. Es macht einen Unterschied, ob man selbstbestimmt das Ende festsetzt oder erzwungenermaßen aus dem Berufsleben ausscheidet. Und für Selbständige stellt sich die Situation noch einmal ganz anders dar als für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Wenn eine Ära zu Ende geht
„Wenn ich groß bin, dann werde ich…“ – erinnern Sie sich noch daran, was Sie als Kind werden wollten? Ich weiß noch genau, dass ich Grundschullehrerin oder Straßenbahnschaffnerin werden wollte. Was ist daraus geworden? Welche Ausbildung haben Sie gemacht, welchen Beruf haben Sie gewählt, was hat sich alles ergeben auf dem oft langen, vielleicht auch kurvenreichen Weg Ihrer Erwerbstätigkeit? Da gab es Höhen und Tiefen, Wege und Umwege, Erfreuliches und Unerfreuliches, nette Kolleginnen und Kollegen ebenso wie Menschen, die einem das Leben schwer gemacht haben. Was waren die Highlights? Welche Herausforderungen haben Sie bewältigt? Wo haben Sie Spuren hinterlassen? Wofür sind Sie dankbar? Am Übergang in den Ruhestand sollten wir anerkennend und wertschätzend auf die eigene Berufszeit schauen. So wird ein guter, vielleicht auch versöhnender Abschluss und Übergang möglich sein.
Auf den letzten Arbeitstag zugehen
Das letzte Jahr, die letzten Monate, die letzte Woche, der letzte Arbeitstag – all das sind Stationen auf dem Weg in die nachberufliche Zeit. Wie wird das sein, wenn man den Schreibtisch räumt, wenn man sich von den Kolleginnen und Kollegen verabschiedet und die Tür ins Schloss fällt? Was wünschen Sie sich für Ihre Verabschiedung? Welche Abschiedsrituale gibt es in Ihrer Firma oder Abteilung? Werden Sie abgeholt an Ihrem letzten Arbeitstag? Was machen Sie am Abend? Was planen Sie für den nächsten Tag? Es zeigt sich, wie wichtig es ist, Abschied zu nehmen und „offiziell“ verabschiedet zu werden. Es tut gut, wenn man an diesem Tag noch einmal Wertschätzung und Dank erfährt. Manche mögen lieber ohne Verabschiedung gehen. Ich kenne einige, die sich dann doch anders entschieden haben und froh sind, dass sie diesen Schritt gewagt haben.
Eine kleine Erzählung zum letzten Arbeitstag ist die Geschichte „Die Gratulation“ – gerne hier nachzulesen.
Neuland betreten
Die ersten Tage und Wochen nach dem Ende der Erwerbszeit fühlen sich oft wie Urlaub an. Irgendwann aber wächst das Bewusstsein, dass das Berufsleben vorbei ist und eine neue Lebensphase beginnt, die auch viele Veränderungen mit sich bringt. Eine neue Tagesstruktur ist zu schaffen, Rhythmen sind zu entdecken, aber auch neue Alltagsgewohnheiten sind zu entwickeln. Vielleicht plant man Bewegung in seinen Alltag ein, viele entdecken ihren Biorhythmus neu und genießen es, mit Zeit auf die Ernährung zu achten. Beziehungen sind der veränderten Situation anzupassen. Man hat wieder mehr Zeit, Kontakte zu pflegen, wieder aufleben zu lassen oder neu zu knüpfen. Gewonnene Freiräume müssen gestaltet werden oder füllen sich schneller als einem lieb ist. Neue Rollen sind zu finden. Es kann sein, dass Frauen und Männer anders diese Zeit der Neufindung erleben und gestalten. Es ist sinnvoll, eine Vorstellung davon zu entwickeln, wie man sich seine 3. Lebenszeit vorstellt. Wo will man sich betätigen, womit will man sich beschäftigen, wo vielleicht engagieren, was reizt einen, was will man tun oder lassen?