Bericht: Studienreise nach Aarhus
Man soll bekanntlich nicht übertreiben, doch es stimmt: Die Studienreise nach Aarhus zum Thema „Altersfreundliche Städte und Kommunen – Aarhus: Stadt gegen Einsamkeit“ im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ war grandios.
Wir – eine Gruppe mit 30 Fachleuten aus Kirche, Diakonie und Kommune – sind sehr inspiriert, erfreut und dankbar für alles, was wir erfahren und miteinander erleben und lernen konnten, zurückgekehrt.
Beeindruckend, was wir von Hosea Che Dutschke, dem Leiter des Health and Care Departments der Stadt Aarhus über deren Präventionsstrategie gegen Einsamkeit im Alter erfahren haben, die er zusammen mit den 7.000 Mitarbeitenden seiner Behörde seit mehr als 10 Jahren umsetzt. Eine umfassende Strategie, die soziale Isolation im Alter bekämpft, ein lebendiges Miteinander fördert, Engagement, Partizipation, Ermächtigung und Aktivierung stärkt, damit ältere und alte Menschen möglichst lange selbständig zu Hause leben können, in das gesellschaftliche Leben eingebunden sind und gemeinsam mit der Kommune Verantwortung für ihr Leben im Alter übernehmen.
Von der Umsetzung konnten wir uns an verschiedenen Orten ein Bild machen –
- beim Besuch eines der 38 „Folkestedet“, das sind Begegnungszentren, wo man sich organisiert und selbstorganisiert treffen kann,
- bei der Präsentation einer Online-Plattform und deren analogen Begleitmedien, die vielerorts in der Stadt ausliegen,
- bei einem Rundgang durch das Dokk 1, der größten Bibliothek Skandinaviens, gleichzeitig aber auch Begegnungsort aller Generationen für kulturelle und selbstorganisierte Angebote,
- beim Kennenlernen und der Vorführung von Technologien, die Selbständigkeit und Mobilität im Alter fördern und
- bei der Vorstellung des Konzeptes eines großen intergenerativen Wohnprojektes auf der „Insel“, einem neu entstandenen Stadtteil von Aarhus, und einem sich daran anschließenden ausgiebigen Rundgangs durch das Haus.
Deutlich wurde – neben vielem anderen -, welch großer Vorteil es ist, wenn Pflegeeinrichtungen vorwiegend in kommunaler Hand sind. Dass der erstrebte intergenerative Ansatz, so wie er anfänglich gedacht war, gescheitert ist, dazu stehen die Verantwortlichen, auch wenn sie das Scheitern bewusst nicht an die große Glocke hängen. Sie sind zu der Überzeugung gekommen, dass sich das Miteinander der Generationen nicht verordnen lässt, es muss ganz natürlich geschehen und sich ergeben.
Aus der Fülle der Eindrücke hat jede und jeder Mitreisende in der Auswertungsrunde einen Punkt genannt, den sie oder er in den beruflichen Zusammenhängen vor Ort weiterverfolgen oder ins „Frühbeet der Ideen“ legen möchte. Auch wurde deutlich, dass die beruflich orientierte Auseinandersetzung mit dem Älterwerden und Alter immer auch eine persönliche Komponente hat. Bei Vielen von uns tickerte das Thema „Wohnen im Älterwerden und Alter“ etwas an – sicherlich vor allem auch durch den Vormittag im Generationenhaus auf der Insel. Wie will ich im Alter leben und wohnen, was möchte und brauche ich zum Leben und Wohlfühlen, was will ich auf keinen Fall. Das Thema „Wohnen“ gehört schon lange zu den großen Themen der Arbeit mit Älteren.
Die Stadtführerin mochte unsere interessierte und aufgeschlossene Gruppe und schenkte uns eine Stunde zusätzlich, um uns noch mehr von Aarhus zu zeigen, wie z.B. die „unendliche Brücke“ an einem Strandabschnitt.
Als wir uns zufällig am nächsten Tag im Dokk 1 wieder über den Weg liefen, war die Freude des Wiedersehens groß.
Nach einer Führung im Kunstmuseum ARoS ließen wir im dortigen Restaurant die Reise bei einem leckeren Abendessen ausklingen.
Wir haben Lust auf eine weitere Studienreise und haben dafür „Ideen im Frühbeet“. Vielleicht wird es Wien, wo es viele, auch kirchlich getragene Wohnprojekte gibt. Wir in der Fachstelle Ältere könnten dafür auch Kontakt zur evangelischen Superintendentur und zur katholischen Altenpastorale in Wien wieder aufnehmen, die es in früheren Jahren gab. Auch damals wollten wir uns schon Wohnprojekte dort anschauen und uns über die kirchliche Arbeit mit Älteren in Wien austauschen.
Super gelungen war auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen vom Jugendaufbauwerk, durch die diese Reise im Rahmen von Erasmus+ erst möglich wurde. „Tusind tak, euch beiden, und bis zur nächsten Reise mit allen anstehenden Vorbereitungen.“